Solidarische Initiative Neuenhäusen

18. Dezember 2023

Neuenhäusen ist ein innerstädtischer Stadtteil in Celle, zwischen dem Bahnhof, der Innenstadt und dem Ortsteil Westercelle. Aktivist:innen der Stadtteilinitiative „Solidarische Initiative Neuenhäusen“ haben 2021 in der Nachbarschaft durch Umfragen Interessen der Bewohner:innen ermittelt, um daraus Handlungsperspektiven zu entwickeln.

Daraus ergaben sich unterschiedliche Untergruppen: So trifft sich die Kultur AG regelmäßig am ersten Freitag im Monat im Stadtteiltreff Neuenhäusen zum Orga-Treffen und im Anschluss zum kulturellen Abend , zu dem alle eingeladen sind. Dargeboten werden kulturelle Beiträge wie beispielsweise Lieder, Gedichte und Geschichten.

Die „Frauen-, Diverspersonen-, Kinder-Picknick AG“ trifft sich immer am zweiten Sonntag im Monat im Stadtteiltreff Neuenhäusen und im Sommer im Park. Dabei wird sich über das Zusammenleben im Stadtteil ausgetauscht und wie dieses aus feministischer Perspektive gestaltet werden kann.

Die Ökologie-AG veranstaltet Treffen, um einander und die Neuenhäusener Natur näher kennenzulernen. 2023 wurde ein Gemeinschaftsgarten für den Stadtteil von der AG aufgebaut. Die Teilnehmer:innen möchten sichtbar machen, dass die Natur und das Klima nicht nur global bedroht sind, sondern auch in Neuenhäusen. So beteiligt sich die AG beispielsweise an Protesten der Celler Klimaplattform gegen die drohende Abholzung einer alten Linden-Allee.

Die Begegnungsorte-AG hat einen Stadteiltreff in einer ehemaligen Gaststätte eingerichtet. Um den Laden zu erhalten, ist ein gemeinnütziger Verein gegründet worden, der noch Spenden benötigt: KUBIN e.V. IBAN: DE72 2695 1311 0162 5140 48, (Spende kann abgesetzt werden).

Der Stadtteiltreff ist ein Ort von der Nachbarschaft für die Nachbarschaft und weitere Interessierte und lädt dazu ein, Ideen gemeinsam mit weiteren Interessierten umzusetzen. Zum vielfältigen Angebot gehören unter anderem das regelmäßig stattfindende Nachbarschaftscafé, ein Spieleabend, eine Kreativ-Werkstatt, eine Patchwork & Quilt Gruppe und auch alle AG’s treffen sich hier einzeln und in regelmäßigen Abständen auch gemeinsam. Kontaktmöglichkeit besteht über die Adresse neuenhaeusen@riseup.net. Siehe auch unter neuenhaeusen.noblogs.org. KM

Aufruf gegen den Landesparteitag der AfD in Celle

13. August 2023

Celle ist und bleibt solidarisch. Die AfD hält am 19. und 20. August ihren Landesparteitag in Celle ab. Celle wird jedoch kein ruhiges Refugium für die AfD. Wir stehen für ein freies, demokratisches Miteinander ein. Wir halten mit einer vielfältigen und entschlossenen Allianz dagegen und treten in Aktion. Celle ist bunt!

Als im Kern faschistische Partei verbreitet die AfD anhaltend und offen nationalistische und rassistische Hetze, Islamfeindlichkeit und Antifeminismus, Antisemitismus und Antiziganismus sowie andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Sie relativiert die Verbrechen des Nationalsozialismus und deutet die Erinnerungskultur um. Die AfD verleumdet demokratische Vereinigungen ebenso wie soziale Einrichtungen. Sie leugnet den menschengemachten Klimawandel und führt einen Kampf gegen die Freiheit von Wissenschaft, Kultur und Medien. Sie spaltet die Gesellschaft, bekämpft die Gleichberechtigung, befeuert Hass und Hetze.

Die AfD will ein „Europa der Vaterländer“ und meint dabei nationalistische Abgrenzung. Sie trägt diese Politik in das Europaparlament, den Bundestag sowie die Landes- und Kommunalparlamente. Die Folgen zeigen sich in der wachsenden Normalisierung von Ausgrenzung, Gewalt und Terror und in zunehmenden Angriffen auf Geflüchtete, jüdische und muslimische Gemeinden sowie Menschen mit Migrationsgeschichte und politisch Andersdenkende. Die AfD ist der parlamentarische Arm des rechten und rassistischen Terrors.

Wir wollen ein vielfältiges, solidarisches, sozial gerechtes Europa. Lasst nicht zu, dass diese Partei unwidersprochen einen symbolträchtigen Landesparteitag in Celle abhält! Wir fordern die Stadtgesellschaft, den Rat und die Verwaltung der Stadt auf, sich gegen den Parteitag und seine Inhalte auszusprechen. Kommt, setzen wir vor und während des Parteitages in Celle vielfältige und kreative Zeichen. Zeigen wir alle gemeinsam, dass die AfD, ihr hetzerischer Politikstil und ihr politisches Programm nicht willkommen sind!

Mit unseren Aktionen treten wir ein für:

  • eine inklusive Gesellschaft, in der alle – unabhängig von Glaube, Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft und sozialem Status – gleichberechtigt, frei und ohne Angst leben können.
  • ein solidarisches, sozial gerechtes und friedliches Miteinander in Europa und auf der ganzen Welt.
  • die Aufnahme und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen, die vor Verfolgung, Krieg, Hunger und Not flüchten.
  • das Erinnern an die Verbrechen des NS-Regimes und das Gedenken der Opfer.
  • Solidarität mit allen Menschen, die von Armut, Ausgrenzung oder Verfolgung bedroht sind.
  • die Freiheit von Wissenschaft, Kultur und Medien.

Kommt nach Celle und unterstützt uns!

Unsere Antworten auf Rassismus, Chauvinismus und Sexismus sind Gerechtigkeit, Wertschätzung, Gleichberechtigung und Solidarität!

Wir rufen zur Demo auf! Los geht’s am Samstag, 19.08.2023, um 9.00 Uhr am Bahnhof in Celle, um 10.00 Uhr dann mit einer Kundgebung bei der Congress Union Celle.

Weitere Infos unter solidarisches-celle.de

Würdiges Gedenken für ermordete Sowjetsoldaten

20. April 2023


Einige Teilnehmer:innen der Gedenkveranstaltung kamen zum Gruppenfoto zusammen. Foto: Reinhold Weismann-Kieser

Für den 16. April hatte die VVN-BdA Niedersachsen und der DGB Nord-Ost-Niedersachsen zur Gedenkveranstaltung an die Befreiung des KZ Bergen-Belsen und für die toten Sowjetsoldaten auf den sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof Hörsten (bei Bergen-Belsen) eingeladen. Landessprecherin Mecki Hartung freute sich, trotz des nasskalten Wetters fast 50 Gäste begrüßen zu können.

„Das Frösteln auf dem kalten Platz lässt eine Ahnung aufkommen, wie schrecklich die Kriegsgefangenen in den kalten Wintern ohne ausreichende Bekleidung in ihren selbstgegrabenen Erdhöhlen gelitten haben müssen“, schilderte Hartung die Verhältnisse. Bereits im ersten Winter 1941/42 starben mehr als 14 000 Rotarmisten an Hunger, Seuchen und nach Gewalttätigkeiten der Bewacher.

Überlebende setzten sich gegen Militär durch

Das jährliche Gedenken im Zusammenhang mit der Veranstaltung des Landes im nahen KZ Bergen-Belsen, das durch Anne Frank sehr bekannt wurde, hat für die niedersächsische VVN-BdA eine große Bedeutung. Denn obwohl im Kriegsgefangenenlager über 20 000 Sowjetsoldaten in dem der Wehrmacht unterstehenden Lager starben und ermordet wurden, hat dieser Massenmord in den ersten Nachkriegsjahrzehnten für die Landespolitik und auch im Bewusstsein der Bevölkerung keine Rolle gespielt. Darauf wies der Hauptredner der Gedenkfeier, Dr. Ulrich Schneider, Bundessprecher der VVN-BdA und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer/Bund der Antifaschisten (FIR), in seiner eindrucksvollen Ansprache ausdrücklich hin: „Angesichts des Kalten Krieges und der neuen Nachbarschaft zum Panzerübungsgelände der Bundeswehr und der NATO im Munster-Lager war die sowjetische Kriegsgräberstätte nicht mehr gewünscht“.

Aber das gewünschte „Vergessen“ ist nicht aufgegangen, denn: “ Es war in der Tat das Verdienst der Antifaschisten wie Gertrud Schröter aus Celle und vieler anderer Überlebenden der faschistischen Verfolgung, gemeinsam mit jungen Antifaschist:innen, dass eigentlich seit den 1960er Jahren trotz der Einschränkungen und Behinderungen durch die militärische Nutzung ein regelmäßiges Gedenken an diesem historischen Ort stattfand“, so Schneider.

Gegen die ‚Entsorgung der Erinnerung‘

In dem 2011 eröffneten neuen Dokumentationszentrum beginnt die Dauerausstellung erstmals – entsprechend der Chronologie – mit dem Thema „Sowjetisches Kriegsgefangenenlager“. Die Antifaschist:innen können sich aber jetzt nicht „beruhigt zurücklehnen“. Denn, so Dr. Schneider: „Es gibt mächtige politische Kräfte in verschiedenen europäischen Ländern, die glauben, die Erinnerung an den faschistischen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion – aber auch an die großen Leistungen der Roten Armee für die Befreiung Europas von der faschistischen Barbarei aus dem öffentlichen Bewusstsein eliminieren zu können“. Dagegen kämpft die FIR in ihrem europaweiten Bündnis der Widerstandsorganisationen an: „Gegen solche ‚Entsorgung der Erinnerung‘ und andere Formen der Geschichtsrevision müssen wir als Antifaschistinnen und Antifaschisten aktiv bleiben“, so Dr. Schneider am Schluss seiner mutmachenden Ansprache.

Neben den weiteren eindrucksvollen Beiträgen der Verdi-Gewerkschafterin Susanne Politt und dreier jungen Antifaschist:innen der SJD – Die Falken Braunschweig war ein zusätzlicher Höhepunkt der Veranstaltung das Startsignal für die Unterschriftensammlung der niedersächsischen VVN-BdA : „8.Mai – Tag der Befreiung vom Faschismus muss staatlicher Feiertag werden – Wer nicht feiert, hat verloren“. Hans-Georg Schwedhelm begründete diese Aktion zum jetzigen Zeitpunkt in seinem Beitrag: „Derzeit findet in Niedersachsen eine Diskussion über einen weiteren arbeitsfreien staatlichen Feiertag statt. Die Landesregierung überlegt dies, weil Niedersachsen im Verhältnis zu anderen Bundesländern weniger Feiertage hat. Der 8. Mai steht für uns unter dem Motto ‚Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus‘. Beide Forderungen sind aktueller denn je. Der 8. Mai ist deswegen die richtige Wahl für den zusätzlichen Feiertag“.

Auch online kann unterschrieben werden /weact.campact.de/p/8Maifrei .

Gegenwind

Zur erfolgreichen Durchführung der Gedenkveranstaltung haben nicht zuletzt die musikalischen Beiträge des IG Metall-Chores „Gegenwind“ aus Wolfsburg beigetragen. Die 16 Sänger:innen machten mit ihren internationalen Liedern deutlich, dass Widerstand gegen Unterdrückung und Faschismus eine lange und wirkungsvolle Tradition hat. Der Kampf gegen den Faschismus, für Demokratie und Freiheit und die Einbeziehung der Kultur müssen eine Einheit bilden. Das konnten die Wolfsburger Gewerkschafter:innen eindrucksvoll zu Gehör bringen. Alfred Hartung

Die Ansprache von Dr. Ulrich Schneider kann unter dieser Adresse nachgelesen werden.

Fotos sind ebenfalls auf dieser Seite zu finden.

Friedensgespräche in Unterlüß

15. April 2023

Suche nach Wegen aus der Gewaltspirale

Unterlüß. Die „Friedensaktion Südheide“ hatte im Rahmen der bundesweiten Ostermarschkundgebungen am „Ostersamstag“ zu einer Veranstaltung unter dem Motto „Gewaltfreiheit wirkt!“ in den Bürgerpark von Unterlüß eingeladen. Ca. 80 Menschen kamen und setzten so ein Zeichen gegen Aufrüstung und Krieg am Standort der Firma Rheinmetall, eines der größten Rüstungsunternehmen Deutschlands.

Im Zentrum der Veranstaltung standen Erzählungen über erfolgreiche Beispiele von gewaltfreiem Widerstand in verschiedenen Ländern, die als Alternative zu Waffengewalt geschildert wurden. Die Teilnehmenden erfuhren von ukrainischen Dörfern, in denen sich die Bevölkerung gewaltfrei russischen Panzern entgegenstellte, und von Gruppen, die sich mit Mitteln der Sozialen Verteidigung gegen die Besatzung wehren. Aus Brasilien kam der Bericht der Pastorin Cristina Scherer über ein Projekt, in dem junge Menschen Alternativen zur Gewalt trainieren. Der gewaltfreie Kampf indigener Gruppen in Kolumbien gegen Umweltzerstörung und Ausbeutung durch internationale Konzerne wurde von pax christi dargestellt.

Thementische und Kundgebung

Auch Beispiele aus Deutschland kamen durch Jochen Neumann von der KURVE Wustrow zur Sprache. Nach diesem „Storytelling“ konnten die Teilnehmenden an vier Thementischen miteinander diskutieren: Über die Chancen und Grenzen gewaltfreien Widerstands, über die Notwendigkeit von Verhandlungslösungen, über die Möglichkeiten zur Rüstungskonversion und über Schritte zu mehr Frieden von Einzelnen, Gewerkschaften, Gemeinden und Kommunen. „Auch die informellen Gespräche bei Kaffee und Kuchen trugen zur guten Atmosphäre und Netzwerkbildung bei“, so Teilnehmer und Aktivist Hans-Dietrich Springhorn von der VVN/BdA Celle.

Am Thementisch „Kirchliche Friedensarbeit“ diskutierten u.a. Malcolm Chamberlain aus Faßberg-Müden über die Ansätze und Möglichkeiten in den Kirchen, von der Friedensdekade bis zu den wöchentlichen Gebets- und Friedensangeboten in vielen Kirchengemeinden. Besonders hervorgehoben wurde auch die konsequente pazifistische Position von Margot Käßmann, ehemalige EKD-Vorsitzende.

Der Thementisch „kommunale Friedensarbeit“ besetzt u. a. mit Angelika Cremer (Faßberg), Claudia Dettmar-Müller (Bergen) und Reinhold Rohde (Celle) sprach über die Gedenk- und Friedenstage in der Region, die „kleine Schritte für den Kampf für den Frieden“ seien. Aber, es sei noch „viel Luft nach oben“ und in den Kommunen außerhalb von Bergen gebe es erst sehr wenige und zaghafte Ansätze.

Nach dem Ende der Friedensgespräche spazierten etwa die 30 Personen zum Verwaltungsgebäude von Rheinmetall. Sie machten dadurch deutlich, dass sie nicht damit einverstanden sind, dass „Krieg auch hier beginnt“ – so eine der Losungen. HDS

Kundgebung vor Rheinmetall in Unterlüß. Foto: H.-D. Springhorn

Stolpersteinrundgang am 9. November 2022

14. November 2022

Vorbemerkungen: In diesem Jahr hatten wir uns vorgenommen, zwölf Stolpersteine von fast Hundert in Celle liegenden an sieben Stationen zu besuchen. Die Fotos stammen alle von „Mad Max“, alias Frank Küster. Wer genauer als hier über die Opfer des NS – Staates informiert werden möchte, für die die Stolpersteine gesetzt wurden, kann sich auf der Seite der Stadt Celle, Stolpersteine.de nachschauen. Man muss nur den Namen an klicken und erhält genaue Informationen.

Paul Hartmann

Gegen 16.00 Uhr trafen wir uns alle an der 1. Station bei Paul Hartmann. Er kam am 13.01.1907 in Celle zur Welt. Seit 1927 war er Mitglied der KPD in Celle. Er war einer der wichtigsten Hauptfunktionäre vor Ort, u.a. war er Herausgeber der in Celle erscheinende Zeitung „Das Rote Sprachrohr“. In den 30er Jahren saß er mehrfach in Gefängnissen sowohl in Celle, als auch in HH – Fuhlsbüttel ein. Eigentlich war er „wehrunwürdig“, aber als es für Deutschland in ganz Europa zunehmend schlechter wurde, kam seine Einberufung in das sogenannte Bewährungsbataillon 999. Die Überlebenschancen in solchen Einheiten war äußerst gering. So erging es auch Paul Hartmann, der am 22. Oktober 1944 in Griechenland ums Leben kam.

Otto Elsner

Als 2. trafen wir uns bei Otto Elsner, in der Hattendorfstr. 22. Er war einer der bekanntesten Widerstandskämpfer in Celle und der Vater von Gertrud Schröter, die sich vor allem im Nachkriegs Celle eine Namen gemacht hatte, vor allem im Zusammenhang mit der Gedenkstätte Bergen – Belsen, wo sie bis zu Ihrem Tod im Jahre 1999 fast täglich seit den 60er Jahren Führungen gemacht hatte. Doch zurück zu Otto. Auch er wurde mehrfach verhaftet. Er saß u.a. im Zuchthaus in Celle, danach wurde er nicht entlassen, sondern kam ins KZ Esterwegen und dann nach Sachsenhausen. Nach 1945 lebte er wieder in Celle. So war er kurze Zeit Senator im Stadtrat in Celle, zuständig für Flüchtlinge und das Wohnungswesen.

Köhler, Müller, Schütz, Wallis und Lenk

Zur 3. Station trafen wir uns in der Bredenstr.1. Hier liegen 5 Stolpersteine, für 5 Arbeiter, die in den Arwic – Werken, eine Transportgerätefabrik, die u.a. Sackkarren hergestellt hatte. Sie wurden am Arbeitsplatz verhaftet, weil sie auf den „deutschen Gruß“, den einige der wenigen faschistischen Gefolgschaftsleute von sich gaben, nur mit den Worten „Guten Morgen“ geantwortet hatten, was einem Lächerlichmachen des Grußes gleichkam. Außerdem kritisierten sie Maßnahmen des Staates und der NSDAP. Die SPD-Mitglieder Ludwig Köhler, Hermann Müller, Georg Schütz und Kurt Wallis, sowie das KPD–Mitglied Otto Lenk wurden angeklagt wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens durch Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt die Verfassung des Reiches zu ändern“. Sie agitierten, nach eigenen Angaben auch gegen das NS – Regime. Einige von ihnen wurden mehrfach verhaftet, angeklagt, freigesprochen und trotzdem in KZs eingeliefert.

Heinz Taxweiler

Dann ging es nach Wietzenbruch. Hier liegt im Schäferweg 94 ein Stolperstein für Heinz Taxweiler, dessen Verlegung von der VVN/BdA Celle angeregt wurde. Er wurde am 14. September 1920 in Celle geboren. Nach seiner Schulzeit arbeitet er zunächst in der väterlichen Schuhmacherwerkstatt, dann wurde er Fabrikarbeiter, bis er im Oktober 1940 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Im April 1941 wurde seine Einheit, die 111. Infanteriedivision, in das besetzt Polen verlegt. Bereits dort wurde er mit den Verbrechen der deutschen Besatzung konfrontiert. Zwei Monate später begann das „Unternehmen Barbarossa“, der Überfall auf die Sowjetunion. Taxweiler war seit dem ersten Tag mit seiner Einheit dabei. Im Oktober 1941 endeten seine Einträge in seinem Tagebuch, weil er sich von der Truppe abgesetzt hatte. Auf der Flucht fand er Unterschlupf und Hilfe in einem ukrainischen Dorf. Selbst als deutsche Truppen ins Dorf kamen, schützte ihn die Dorfgemeinschaft.

Erst nach vier Monaten wurde er von deutschen Gendarmen verhaftet. Ein Militärgericht verurteilte Heinz Taxweiler zu fünf Jahren Zuchthaus wegen „Fahnenflucht im Felde“. Nach Aufenthalten in drei Gefängnissen in den besetzten Gebieten kam er in das Strafgefangenenlager Esterwegen im Emsland. Durch die Verurteilung war Taxweiler „wehrunwürdig“. Doch im Laufe der Zeit sah sich die Wehrmacht gezwungen, auch auf „Wehrunwürdige“ zurückzugreifen, zum Beispiel zum Einsatz in der „Bewährungstruppe 500“.

Dafür war auch Taxweiler vorgesehen, doch Zwangsarbeit und äußerst schlechte Lebensbedingungen hatten seine Gesundheit innerhalb weniger Monate derart ruiniert, dass zunächst ein mehrmonatiger Lazarettaufenthalt nötig war.

Im November 1943 begann sein Dienst in der „Bewährungstruppe 500“. Nach nur wenigen Wochen an der Ostfront war es ihm gelungen, auf die sowjetische Seite der Front zu gelangen. Einige Monate danach war er im von deutschen Emigranten und Kriegsgefangenen gegründeten Nationalkomitee „Freies Deutschland“ an der Front tätig. Die Aufgabe der Frontorganisation war, durch Flugblätter und Lautsprecherdurchsagen auf deutsche Soldaten einzuwirken. Darüber hinaus überquerten Angehörige dieser Gruppe aber auch die Frontlinie und suchten direkt das Gespräch.

Am 12. Mai 1944 rief Taxweiler aus einem Graben hinüber zu deutschen Soldaten: „Warum schießt Ihr auf Eure Kameraden, bei Euch sind die Schweine!“ Dann schlug neben ihm eine deutsche Granate ein. Am 13. Mai erlag Heinz Taxweiler seinen Verletzungen. Er wurde „mit allen militärischen Ehren“ beerdigt. Antifaschist Heinz Taxweiler, 1920-1944, gefallen am 13. Mai 1944. Er ließ sein Leben im Kampf gegen den Faschismus für ein freies, unabhängiges Deutschland.

Ida Dittrich

Die nächste Fahrt führte uns in die Blumlage 65. Vor dem Altenheim St. Annen liegt für Ida Dittrich ein Stolperstein. Sie wurde am 12. Februar 1885 in Celle geboren. In ihrer Familie gab es bereits mehrfach Psychiatrieerfahrungen. Auch sie wurde bereits vom 27. November 1915 bis zum 26. März 1916 in die Göttinger Klinik eingeliefert und ihr wurde eine „Dementia praecox“ diagnostiziert. 1925, als sie erneut erkrankte, sei sie zunächst noch eine zeitlang in Hambühren als landwirtschaftliche Arbeiterin „in Stellung“ gewesen – so ergaben die Recherchen. Als es ihr gesundheitlich jedoch schlechter ging, habe sie ihre Arbeit verloren und musste im „Siechenhaus“ unterkommen. Als ihr Vormund sie nach Übernahme der Pflegschaft dort besuchte, traf er sie zwar in einem „ganz ordentlich aufgeräumten Zimmer an“, auch habe sie sich an seinen Namen erinnert, sei zeitlich orientiert gewesen und habe um Aufgaben gebeten, aber weil sie mit ihren erheblich älteren Mitinsassinnen schnell in Streit geriet und Unfug machte, konnte sie dort nicht länger bleiben.

Am 30. Juni 1926 folgte daraufhin die Aufnahme in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Dort lebte sie sich schnell ein, fiel durch ein fleißiges, zufriedenes und konfliktfreies Wesen auf. Sie arbeitete in der Gartenkolonne.

In den Jahren 1930 und 1931 verschlechterte sich Ida Dittrichs Zustand. Sie wurde unruhig, beschimpfte ihre Mitpatientinnen und fing an, allerlei Sachen zu sammeln. Um sie besser unter Kontrolle zu haben, wechselte sie in die Schälküche. 1936 ging es ihr wieder besser, Ida Dittrich begann sogar zu stricken und half nun auch zusätzlich in der Waschküche. 1937 wurde sie in das Haus 26 verlegt, 1938 wechselte sie in das Haus 20 und von dort im Jahr 1939 in das Haus 12, nachdem es immer häufiger zu Übergriffen auf Mitpatientinnen gekommen war.

Ida Dittrich wurde unordentlich und ungestüm. Wenige Tage vor ihrer Verlegung in die „Aktion T4“ ging es ihr insofern wieder besser, als dass sie wieder in die Gartenkolonne zurückkehren konnte. Das bewahrte sie nicht davor, am 9. April 1941 in die Zwischenanstalt Herborn und von dort am 12. Mai 1941 in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt zu werden. Dort wurde Ida Dittrich am Tag ihrer Ankunft ermordet.

Heinrich Schang

Jetzt ging es in die „Masch“, St.- Georg – Straße zur „Maschkaserne“. Dort liegt der Stolperstein für Heinrich „Heini“ Schang, dem späteren Wirt der „Puschenkneipe“ am Galgenberg.

Der Dachdecker Heinrich Schang (geb. 1903) wurde am 28. März 1933 verhaftet, weil er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands war. Er saß zunächst im Celler Gerichtsgefängnis in Untersuchungshaft, bis er im Oktober 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Diese Strafe verbüßte er im Zuchthaus Celle.

Nach der Entlassung im April 1938 wurde er unmittelbar von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Im November 1944 wurde er in das „SS Bewährungsbataillon Dirlewanger“ gezwungen. Weil sie wussten, dass dies ein „Todeskommando“ war, liefen mehrere hundert Häftlinge im Dezember zur Roten Armee über, darunter auch Heinrich Schang. So überlebte er, der fast die gesamte Zeit des Faschismus im Gefängnis oder Konzentrationslager gefangen war, den Krieg.

Im September 1946 konnte er nach Celle zurückkehren. Er erhielt eine Haftentschädigung und eine Zahlung wegen „Einschränkungen im beruflichen Fortkommen“. Das Urteil gegen ihn von 1934 wurde 1950 aufgehoben. Er lebte nach 1945 wieder in Celle.

Jenny Schlüsselburg

Wo heute die Parkpalette am Herzog-Ernst-Ring steht, war vor dem Krieg und auch danach die kleine Straße „Hinter den Höfen“. Jenny Schlüsselburg, geb. Neiovetz, am 1. Dezember 1881 in Marmaros-Sziget, Ungarn, geboren, besaß das Haus Hinter den Höfen 4. Hier lebten sie und ihr nichtjüdischer Ehemann Heinrich und betrieben ein Bordell. Am 15. November 1938 wurde ihnen „jegliches Abvermieten von Zimmern an Personen weiblichen Geschlechts“ verboten, mit der Begründung: „Mit Rücksicht auf Ihre jüdische Abstammung stellt Ihr Geschäftsbetrieb eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung dar.“

Am 19. November 1938 verkaufte Jenny Schlüsselburg ihr Grundstück für 8000 Mark. Der Verkauf wurde jedoch nicht genehmigt. Sie wollte dann an ihren Ehemann verkaufen, was die Bezirksregierung aber auch nicht genehmigte, mit der Begründung, dass „die Stadt Celle dieses Grundstück für eine neu anzulegende Straße benötigt“. Die Stadt kaufte das Grundstück im März 1940. Zu diesem Zeitpunkt wohnten Schlüsselburgs bereits zur Miete im Haus des jüdischen Kaufmanns Robert Meyer, Großer Plan 2/3. Bereits der erste Versuch, das Haus zu verkaufen, hatte die Behörden auf den Plan gerufen, die die Schlüsselburgs verdächtigten, dass Haus verkaufen zu wollen, um Deutschland zu verlassen. Um nun die „Ansprüche des Reiches auf Reichsfluchtsteuer“ zu sichern, erging ein „Sicherheitsbescheid“ über 17.000 RM.

Zuvor, im Jahr 1939, mussten Schlüsselburgs bereits 4.200 RM „Sühneabgabe“ und 1.050 RM „Judenvermögensabgabe“ bezahlen. Mit Ersterer sollten die Juden selber für die während des Pogroms am 9./10. November 1938 verursachten Schäden aufkommen.

Im Februar 1943 wurden Jenny und Heinrich Schlüsselburg verhaftet. Während Heinrich – ohne Angabe von Gründen verhaftet – nach einer Woche entlassen wurde, überstellte die Gestapo seine Frau am 6. März 1943 in das Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel, von wo sie am 29. April nach Auschwitz deportiert wurde. Hier kam sie am 12. September 1943 ums Leben.

Info-Flyer

FASSBERG

Faßberg gab es vor 1933 nicht, nur Heide und Sand. Mit der Machtübertragung durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg an Adolf Hitler am 30.1.1933 begann die Remilitarisierung des Deutschen Reiches. Der Vertrag von Versailles wurde zuerst umgangen und dann gebrochen.

In Munster und Bergen-Hohne wurde für das Heer ausgebaut. Waffen und Munition kamen aus Unterlüß, von der Firma Rheinmetall-Borsig. Auch Faßberg wurde für die Kriegsvorbereitung gebaut. Im Ort entstand Infrastruktur für die neue Luftwaffe. Es entstanden Siedlungen für Militärangehörige und Zivilisten. Arbeiter und Handwerksfirmen kamen aus der Region und dem ganzen Reich. Für die umliegenden Dörfer ein „Wirtschaftswunder“. Ab Kriegsbeginn am 1.9.1939 folgten Zwangsarbeiter aus vielen Teilen Europas.

MICHAELKIRCHE

1937/38 entstand im Auftrag des NS-Staates eine Garnisonkirche, als Simultankirche. Diese Kirche sollte sowohl den evangelischen als auch den katholischen Christen als Gotteshaus dienen und sie einbinden. Der Baustil und die in der Kirche abgebildeten Evangelisten, die Kanzel sowie andere Sinnbilder in der Kirche entsprachen in der Gestaltung dem nationalsozialistischen Zeitgeist. Das Dienstsiegel der Luftwaffe – der Luftwaffenadler mit ausgebreiteten Schwingen und einem Hakenkreuz in einem Fang – war am Grundstein und an der Glocke deutlich erkennbar.

Eingeweiht wurde die Kirche am 18.12.1938. Nach dem Sieg der Alliierten und dem Einmarsch der Briten in Faßberg am 16.4.1945 wurde am Grundstein das Hakenkreuz entfernt.

Weitere Veränderungen gab es nicht. 1947 entstand eine eigene Ev.-luth. Kirchengemeinde und die Kirche erhielt den Namen Michaelkirche.

ALTE GLOCKE

Der Guss der Glocke wurde durch die Luftwaffe in Auftrag gegeben. Am Korpus befindet sich bis heute der Luftwaffenadler mit dem Hakenkreuz. Bis 2017 gab es keinerlei kritische Diskussionen über die Gestaltung dieser Kirchen und ihrer Glocken. Dies änderte sich, als im Frühsommer in Herxheim am Berg (Pfalz) die Existenz einer Hakenkreuzglocke öffentlich wurde. Im Spätsommer desselben Jahres wurde öffentlich bekannt, dass auch in Schweringen (Weser) und in Faßberg Glocken mit einem Hakenkreuz zum Gottesdienst riefen.

HAKENKREUZ UND GOTTESDIENST

Kann so eine Glocke zum Gottesdienst, Gebet und Andacht rufen? Glocken rufen seit spätantiker Zeit als Teil des liturgischen Gottesdienstes Christen zu Andacht und Gebet. Mit dem Hakenkreuz verbinden sich Schicksale, Gewalt, Krieg und Tod. Das Hakenkreuz als Symbol dieser brutalen, totalitären NS-Ideologie und eines mörderischen Systems steht demnach konträr zu einem Kerngedanken des Neuen Testaments – der Nächstenliebe.

DISKUSSION

In Schweringen wurde 2017 die Glocke außer Betrieb genommen. In Faßberg ruhte sie, weil der Turm zu diesem Zeitpunkt saniert wurde. Der Kirchenvorstand (KV) dieser Kirche kündigte an, die Glocke nach der Sanierung am Buß- und Bettag 2017 wieder in Betrieb nehmen zu wollen. Es entwickelte sich Widerspruch.

Eine kleine Gruppe Bürger protestierte öffentlich, hatte aber zunächst keinen Erfolg. Die Glocke wurde dennoch als erste und einzige der bundesweit betroffenen Glocken wieder in Betrieb genommen. Durch mediale Berichte über diese Situation gab es starke emotionale Auseinandersetzungen in der Gemeinde und in der Hannoverschen Landeskirche. Im Ergebnis führte dies zu einem neuen Beschluss des KV am 20.2.2018: Die Glocke wird ersetzt, bleibt aber bis zum Einbau einer neuen in Betrieb. Mit dieser Entscheidung waren die „Glockengegner“ nicht einverstanden, sie forderten weiterhin: Die alte Glocke muss sofort schweigen! Es bildete sich eine Gruppe von „Glockenbefürwortern“, die 1600 Unterschriften für den Verbleib der alten Glocke sammelten. Der Streit ging öffentlich weiter.

NEUE GLOCKE

In der Folge wurde die Hakenkreuzglocke, wie vom KV beschlossen, durch eine neue Glocke ersetzt. Diese wurde mit Mitteln der Landeskirche gegossen. Am 29.9.2019, dem Michaelstag, wurde sie feierlich geweiht und in Betrieb genommen.

SITUATION IN DER GEMEINDE HEUTE

Durch die breite und intensive Diskussion über die Glocke wurde im November 2019 die Geschichtswerkstatt Gemeinde Faßberg gegründet. Vorläufer war ein kirchlicher Gesprächskreis. Die Geschichtswerkstatt organisiert heute Gesprächstreffen und Veranstaltungen. Es entwickelt sich in der Gemeinde eine neue Aufarbeitungs- und Erinnerungskultur. Bürgerinnen und Bürger, sowie Kirche und Gemeindeverwaltung, sind eingebunden. Zurzeit läuft eine Umbauplanung der Michaelkirche, in der die Hakenkreuzglocke im Rahmen eines Dokumentations- und Lernortes einen besonderen Platz erhalten soll.

Besuch in der Geschichtswerkstatt

14. November 2022

Informationen über die „Hakenglockendiskussion“, die ab November 2017 in der Gemeinde Faßberg und darüber hinaus geführt wurde, wollte die VVN-BdA Celle Ende Oktober aus 1. Hand erhalten. Die Mitglieder Doris Artelt und Hans-Dietrich Springhorn, die nur im November 2019 Mitbegründer der kleinen Geschichtswerkstatt Gemeinde Faßberg waren, hatten die Debatte über die Kirchenglocke mit ihrem Hakenkreuz angeregt. Der gesamte Ort Faßberg wurde in den 30-er Jahren im Faschismus erbaut. Dazu gehörte auch die Michaelkirche, in deren Dach eine Stahlglocke mit dem Luftwaffenadler samt Hakenkreuz befand.

Von der Geschichtswerkstatt waren neben der Sprecherin Angelika Cremer weitere Mitglieder bei der kleinen zweistündigen Informationsveranstaltung vor Ort dabei. Die Kirche selbst und auch die inzwischen abgehängte Hakenkreuzglocke konnten wegen Bauarbeiten nicht besichtigt werden. Es war aber bei herrlichem Sonnenschein möglich von außen und an Hand der im November 2021 durch die Geschichtswerkstatt aufgestellten Informationstafel, einen visuellen Eindruck zu vermitteln.

Funktion des Fliegerhorst

Nach dem Rundgang gab es einen regen Austausch über die Geschichte des Fliegerhorstes Faßberg und auch über die aktuelle Funktion und Bedeutung dieses großen technisch-militärischen Bundeswehrstandortes. Natürlich war interessant, wie die Auseinandersetzung um die Hakenkreuzglocke ab November 2017 entstanden ist, wie sie sich entwickelt hat und welche Ziele die Geschichtswerkstatt Gemeinde Faßberg verfolgt. Beachtenswert war die Tatsache, dass die ursprüngliche Gruppe der sogenannten Glockengegner nur aus zehn Personen bestanden hatte.

David gegen Goliath

Diese kleine Gruppe – David gegen Goliath – hat es geschafft, gegen den Widerstand fast der gesamten politischen und kirchlichen Gemeinde, die Hakenkreuzglocke abzuhängen. Hintergrund und Ursache dafür war von Anfang an die Bereitschaft der Gruppe – unabhängig vom örtlichen Kräfteverhältnis – öffentlich und Medial das Thema „Hakenkreuz geht gar nicht – die Glocke muss runter“ weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus zu tragen. Auch die evangelische Landeskirche Hannover wurde in die Auseinandersetzung einbezogen. Trotz intensiven Drucks auf die einzelnen und teilweise unerfahrenen Gruppemitglieder, blieb der Kern bei seiner richtigen Strategie und konnte sich durch die Aufmerksamkeit und Unterstützung von außen schließlich durchsetzen.

Respekt für Aktive

Die aus dieser Auseinandersetzung hervorgegangene Geschichtswerkstatt Gemeinde Faßberg wird in der Kommune Respekt gezollt und sie hat darüber hinaus im Kulturraum Oberes Örtzetal eine große Reputation. Das von der Geschichtswerkstatt initiierte Projekt „Orte und Wege der Erinnerung im Oberen Örtzetal“ wird von allen Nachbarkommunen getragen und unterstützt.

Der Abschluss der gelungenen kleinen Informationsveranstaltung fand privat, mit Kaffee und Kuchen und weiteren lebhaften Diskussionen bei Doris und Hans-Dietrich statt. HD

Die Michaelkirche in Faßberg

Info-Flyer

FASSBERG

Faßberg gab es vor 1933 nicht, nur Heide und Sand. Mit der Machtübertragung durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg an Adolf Hitler am 30.1.1933 begann die Remilitarisierung des Deutschen Reiches. Der Vertrag von Versailles wurde zuerst umgangen und dann gebrochen.

In Munster und Bergen-Hohne wurde für das Heer ausgebaut. Waffen und Munition kamen aus Unterlüß, von der Firma Rheinmetall-Borsig. Auch Faßberg wurde für die Kriegsvorbereitung gebaut. Im Ort entstand Infrastruktur für die neue Luftwaffe. Es entstanden Siedlungen für Militärangehörige und Zivilisten. Arbeiter und Handwerksfirmen kamen aus der Region und dem ganzen Reich. Für die umliegenden Dörfer ein „Wirtschaftswunder“. Ab Kriegsbeginn am 1.9.1939 folgten Zwangsarbeiter aus vielen Teilen Europas.

MICHAELKIRCHE

1937/38 entstand im Auftrag des NS-Staates eine Garnisonkirche, als Simultankirche. Diese Kirche sollte sowohl den evangelischen als auch den katholischen Christen als Gotteshaus dienen und sie einbinden. Der Baustil und die in der Kirche abgebildeten Evangelisten, die Kanzel sowie andere Sinnbilder in der Kirche entsprachen in der Gestaltung dem nationalsozialistischen Zeitgeist. Das Dienstsiegel der Luftwaffe – der Luftwaffenadler mit ausgebreiteten Schwingen und einem Hakenkreuz in einem Fang – war am Grundstein und an der Glocke deutlich erkennbar.

Eingeweiht wurde die Kirche am 18.12.1938. Nach dem Sieg der Alliierten und dem Einmarsch der Briten in Faßberg am 16.4.1945 wurde am Grundstein das Hakenkreuz entfernt.

Weitere Veränderungen gab es nicht. 1947 entstand eine eigene Ev.-luth. Kirchengemeinde und die Kirche erhielt den Namen Michaelkirche.

ALTE GLOCKE

Der Guss der Glocke wurde durch die Luftwaffe in Auftrag gegeben. Am Korpus befindet sich bis heute der Luftwaffenadler mit dem Hakenkreuz. Bis 2017 gab es keinerlei kritische Diskussionen über die Gestaltung dieser Kirchen und ihrer Glocken. Dies änderte sich, als im Frühsommer in Herxheim am Berg (Pfalz) die Existenz einer Hakenkreuzglocke öffentlich wurde. Im Spätsommer desselben Jahres wurde öffentlich bekannt, dass auch in Schweringen (Weser) und in Faßberg Glocken mit einem Hakenkreuz zum Gottesdienst riefen.

HAKENKREUZ UND GOTTESDIENST

Kann so eine Glocke zum Gottesdienst, Gebet und Andacht rufen? Glocken rufen seit spätantiker Zeit als Teil des liturgischen Gottesdienstes Christen zu Andacht und Gebet. Mit dem Hakenkreuz verbinden sich Schicksale, Gewalt, Krieg und Tod. Das Hakenkreuz als Symbol dieser brutalen, totalitären NS-Ideologie und eines mörderischen Systems steht demnach konträr zu einem Kerngedanken des Neuen Testaments – der Nächstenliebe.

DISKUSSION

In Schweringen wurde 2017 die Glocke außer Betrieb genommen. In Faßberg ruhte sie, weil der Turm zu diesem Zeitpunkt saniert wurde. Der Kirchenvorstand (KV) dieser Kirche kündigte an, die Glocke nach der Sanierung am Buß- und Bettag 2017 wieder in Betrieb nehmen zu wollen. Es entwickelte sich Widerspruch.

Eine kleine Gruppe Bürger protestierte öffentlich, hatte aber zunächst keinen Erfolg. Die Glocke wurde dennoch als erste und einzige der bundesweit betroffenen Glocken wieder in Betrieb genommen. Durch mediale Berichte über diese Situation gab es starke emotionale Auseinandersetzungen in der Gemeinde und in der Hannoverschen Landeskirche. Im Ergebnis führte dies zu einem neuen Beschluss des KV am 20.2.2018: Die Glocke wird ersetzt, bleibt aber bis zum Einbau einer neuen in Betrieb. Mit dieser Entscheidung waren die „Glockengegner“ nicht einverstanden, sie forderten weiterhin: Die alte Glocke muss sofort schweigen! Es bildete sich eine Gruppe von „Glockenbefürwortern“, die 1600 Unterschriften für den Verbleib der alten Glocke sammelten. Der Streit ging öffentlich weiter.

NEUE GLOCKE

In der Folge wurde die Hakenkreuzglocke, wie vom KV beschlossen, durch eine neue Glocke ersetzt. Diese wurde mit Mitteln der Landeskirche gegossen. Am 29.9.2019, dem Michaelstag, wurde sie feierlich geweiht und in Betrieb genommen.

SITUATION IN DER GEMEINDE HEUTE

Durch die breite und intensive Diskussion über die Glocke wurde im November 2019 die Geschichtswerkstatt Gemeinde Faßberg gegründet. Vorläufer war ein kirchlicher Gesprächskreis. Die Geschichtswerkstatt organisiert heute Gesprächstreffen und Veranstaltungen. Es entwickelt sich in der Gemeinde eine neue Aufarbeitungs- und Erinnerungskultur. Bürgerinnen und Bürger, sowie Kirche und Gemeindeverwaltung, sind eingebunden. Zurzeit läuft eine Umbauplanung der Michaelkirche, in der die Hakenkreuzglocke im Rahmen eines Dokumentations- und Lernortes einen besonderen Platz erhalten soll.

Rundreise auf Europas größten Truppenübungsplatz

6. Januar 2022

Bei einer Rundreise der „Friedensaktion Lüneburger Heide“ kamen am 27. Dezember 16 Leute zusammen. In Bad Fallingbostel und am Westrand von Europas größtem Truppenübungsplatz wurden verschiedene Orte besucht und viele historische und aktuelle Teilthemen gestreift.

Die Rede von Klaus Meier von der VVN-BdA Celle ist am Ende zu finden.

Nachberichte gibt es hier:

https://www.celleheute.de/post/friedensaktion-l%C3%BCneburger-heide-lud-zu-erkundung-des-truppen%C3%BCbungsplatzes

https://celler-presse.de/tag/charly-braun/

Video von Marco / Friedenskanal Hamburg auf YouTube unter

mit folgenden Zeiten und Themen:

00:00 Entstehung des TrÜbPlatz (Charly Braun, DGB Kreisvorsitzender Heidekreis)

03:16 Gedenken an Kriegsgefangene (Gerhard Martini, ehem. Ratsherr)

08:01 Rheinmetall und Zwangsarbeit (Klaus Meier, VVN-BDA)

12:38 Kriegsübungen, KZ und Gefangenenlager (Egon Hilbich, GEW)

23:04 Befreiung und Stationierung (Charly & Hermann Reinecke, Verdi Heidekreis)

29:04 Gemeindefreie Bezirke und Kasernen (Charly & Hermann)

31:40 Kriegsgefangenenlager Rotarmisten (Charly)

37:23 Kriegsgräberstätte und Gedenken (Charly & Gerhard)

51:55 Gemeindefreier Bezirk Ostenholz und BIMA (Charly, Hermann & Gerhard)

59:46 Legende vom toten Soldaten von Brecht und Antifaschismus (Charly)

01:06:23 Antimilitarismus in der Lüneburger Heide (Charly)

01:07:26 John Lennon im Gasthaus Onkel Nickel (Charly)

01:07:50 Zivile Nutzung, Biosphärengebiet und Olaf Scholz (Gerhard & Charly)

01:10:30 Fazit und Ausblick (Charly, Hermann & Gerhard)

01:15:06 Solidaritätsaufruf und gemeinsamer Abschluss (Charly & alle)

Das Video ist auch auf der Facebook-Seite zu finden, Bitte teilen!! : https://fb.watch/abcYCJw0n0/


Rede von Klaus Meier,

Mitglied im Sprecher*innenkreis der VVN-BdA Niedersachsen e.V., am 27.12.2021 vor dem Denkmal am Bahnhof in Bad Fallingbostel

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten! Liebe Freundinnen und Freunde! Verehrte Anwesende!

Heute spreche ich hier für die VVN–BdA, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten.

Diese Organisation wurde nach dem 2. Weltkrieg gegründet von den aus den Zuchthäusern und KZs zurückgekommenen Menschen, die versucht haben den Faschismus zu bekämpfen und ihn deshalb von seiner übelsten Ausprägung kennen gelernt haben.

Einer der Grundsätze und des Vereins war und ist der Schwur von Buchenwald: Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.”

Daraus ergeben sich bestimmte Verpflichtungen. Deshalb treten wir auch alten und neuen Faschisten und Rassisten entschieden entgegen.

Denn der Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Daraus ergibt sich auch der Antimilitarismus und der Pazifismus, für den ich stehe.

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland, so ist die Todesfuge von Paul Celan überschrieben. Er ehrt die vergasten und verbrannten Opfer des Holocaust, die ihr Grab in den Wolken fanden. Aber auch: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau / er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau“.

Im März 1848 hat die Soldateska mit bleiernen Kugeln die Demokraten vor dem Berliner Schloss erschossen. Mit jeder weiteren preußischen oder deutschen Militäraktion wurde deutlich, dass es ein Segen für die Menschheit gewesen wäre, hätte es in den 170 Jahren seitdem nie eine deutsche bewaffnete Macht gegeben. Auf Blut und Eisen beruhte das Reich. Millionen Tote im Ersten Weltkrieg. Ein Vielfaches an Toten im Zweiten Weltkrieg. Und seit 130 Jahren hat der Meister des Todes auch den Namen Rheinmetall.

Zur Geschichte von Rheinmetall

Die Waffen und die Munition für fürchterliche Kriege kamen von Rheinmetall.

Aus der Geschichte der Waffenfabriken auch dieses Konzerns ist nur ein Lichtblick zu erkennen – als im August 1918 die ArbeiterInnen der Waffenfabriken in Berlin die Arbeit niederlegten und zum Sturz der Monarchie und zum Ende des Krieges beitrugen. Noch während der Novemberkämpfe 1918, wurden jedoch aus der Kasse von Borsig/Rheinmetall Millionenbeträge für eine „Antibolschewistische Liga“ bereitgestellt, die damit die Freikorps finanzierte, die Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht und tausende für ihre Rechte kämpfende ArbeiterInnen ermordeten.

(In einigen Tagen, am 9. Januar 2022, gedenken wieder Tausende in Berlin den beiden und die vielen anderen, die ihr Leben im Kampf gegen die Reaktion verloren haben auf den Friedhof der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde)

Aber zurück zu Borsig /Rheinmetall.

Im Herbst 1926 war Borsig/ Rheinmetall wieder dabei, als Putschpläne gegen die Demokratie geschmiedet wurden.

Als der Konzern 1933 in Konkurs ging, da war das kein Glücksfall für die Demokratie, sondern für die Nazis. Sie retteten Rheinmetall. Der staatliche Einfluss durch Institutionen der Wehrmacht und die Eingliederung von Rheinmetall-Borsig in das Staatsunternehmen Reichswerke Hermann Göring nahm ständig zu. Bald war das Unternehmen vollständig verstaatlicht und in die planmäßige Kriegsvorbereitung integriert, auf dass die Waffenproduktion wie geschmiert weiterlief. Diese Eingliederung bei Göring rief bei Friedrich Flick und anderen Industriellen, die Hitler um ihrer Profite willen, an die Macht gebracht hatten, Unwillen hervor. Unwillen über „Sozialisierung“, den sie später als eine Art Widerstand ausgaben.

Zwangsarbeit für Rheinmetall

Doch Hermann Göring antwortete ihnen: Wartet ab, Ihr bekommt schon noch Euren Anteil. Und so schritten den Blitzkriegern die Konzernvertreter hinterher, um Stahlwerke und anderen Betriebe zu „arisieren“ und zu rauben und 15 Millionen ZwangsarbeiterInnen ins Reich zu holen, auf dass sie als Sklaven u.a. für Rheinmetall arbeiteten. Viele wurden durch Arbeit vernichtet. Allein die Reichswerke Hermann Göring versklavten 300.000 sog. OstarbeiterInnen. Viele Tausend SklavInnen schufteten an anderen Rheinmetallstandorten.

Und auch heute, nicht weit von hier in Unterlüß ist Rheinmetall wieder dabei, bei allen Kriegen in der Welt direkt oder indirekt mitzuverdienen.

Auch dort in Unterlüß wurden ZwangsarbeiterInnen bis aufs letzte ausgebeutet, so in dem Lager „Tannenberg“, in dem über Tausend ungarische Frauen zu schwersten Arbeiten in der Rüstungsproduktion und sogar im Straßenbau herangezogen wurden. Wenn sie dann nicht mehr arbeiten konnten, kamen sie nach Bergen-Belsen, wo sie dann durch mangelnde Ernährung und bewacht, sich selbst überlassen wurden. Es gab in Unterlüß noch weitere Lager für Zwangsarbeiter.

Während des 2.Weltkrieges viele Männer an den verschiedenen Fronten kämpften, im Osten, im Westen, auf dem Balkan und in Afrika, fehlte es an Arbeitskräften im Reich. Die sollten durch Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten ersetzt werden, vor allem aus dem Gebiet der Sowjetunion, aber auch aus anderen Ländern.

Und an diesem Bahnhof kamen auch viele von ihnen an. So kamen auch Stachos Eltern hier an, um bei einem konkreten Beispiel zu bleiben. Sie kamen aus der Nähe von Lublin. Sie wurden aus Polen einfach verschleppt und hier zum Arbeiten verpflichtet. Sie sind dann hier in Deutschland mit vielen Schwierigkeiten geblieben. Vor allem hatten sie große Probleme bei der Einbürgerung.

Aktuelle Forderungen

Doch lasst uns auf das hier und heute zurückkommen, was fordern wir?

Kriegsübungen wie „US Defender Europe“oder die im letzten Jahr auf dem Balkan, sind kein Beitrag zu Entspannung, Frieden und Abrüstung.

WIR fordern die Bundesregierung auf:

  • Keine weiteren US-/NATO-Kriegsübungen in Europa!
  • Stopp der weiteren Aufrüstung und der Rüstungsausgaben!
  • Sofortige Einleitung einer neuen Entspannungspolitik in Europa!
  • Frieden mit Russland durch die (Wieder-) Aufnahme von Verhandlungen über konventionelle und atomare Abrüstung und Rüstungskontrolle.
  • Nach 76 Jahren Befreiung vom Faschismus und Krieg: Friedensfeste statt „Kriegsspiele“!
  • Nach 80 Jahren Kriegsübungen auf dem TÜP Bergen: Schließung des Platzes und Umwandlung in ein UNESCO-Biosphärenreservat

Und an Rheinmetall:

  • Umwandlung von Rüstung in zivile Produktion – Konversion!

Bericht von der Landesdelegiertenkonferenz

25. Oktober 2021

Die VVN-BdA Niedersachsen hat Mitte Oktober ihre Landesdelegiertenkonferenz durchgeführt. Ein Bericht ist hier zu finden: https://niedersachsen.vvn-bda.de/aktuell.php?text=10000377.html

Stolpersteine

geschrieben von Klaus Meier

23. Oktober 2021

Demo in Eschede am 20. 06.2020

12. Juni 2020

Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen !

EINLADUNG zur DEMO gegen Nazis

am 20. 06. 2020 ab 13.00 Uhr in Eschede

Treffpunkt: Eschede nördlich des Bahnhofs

Route: Kreuzung Am Dornbusch / Zum Finkenberg in Eschede, dort Zwischenkundgebung

Am Finkenherd bis zum NPD-Hof, dort Kundgebung

Zurück zur Kreuzung  Am Dornbusch / Zum Finkenberg, dort Zwischenkundgebung

Zum Bahnhof, Ende der Versammlung

Ab 13.30 Uhr Kundgebung in Eschede: Kreuzung Am Finkenberg / Zum Dornbusch

Diese Kundgebung ist eine Ergänzung zu der Demonstration. Sie ist ein Angebot an diejenigen, für die der Weg zum Hof des NPD-Landesverbandes Niedersachsen, Zum Finkenherd 1, zu beschwerlich ist.

 

Liebe Freunde !  Liebe Mitglieder !                            

am 20. 06. 2020 ist es wieder soweit: Die Nazis feiern in Eschede die Sonnwendfeier.

Wir sind diese ewigen Nazitreffen leid, und wir sind es leid, dass diese einfach so hingenommen werden. Aber wir müssen weiter wachsam bleiben und immer wieder auf die Treffen in Eschede und deren Bedeutung hinweisen, Wegschauen hilft nicht: da, wo Nazis ungestört sind und ihre Ruhe haben, machen sie sich breit. Daher wollen wir gemeinsam mit den im Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus organisierten Gruppen gegen dieses erneute Treffen von Neonazis und Rassisten laut und deutlich demonstrieren.

Wir laden Euch ein nach Eschede zu kommen, um mit uns gemeinsam gegen dieses angebliche Brauchtumsfest der Nazis lautstark zu demonstrieren. Bis zum 20. 06. 2020!

 

Mit solidarischen Grüße

für den Sprecherkreis

H. St.

 

Wir bitten alle Teilnehmenden die Hygieneregeln einzuhalten und ausreichend Abstand zu wahren. Während der Kundgebung ist ein Mundschutz/Nasenschutz zu tragen.

Spaziergang in Bergen am 9. 5. 2020

6. Mai 2020

Online-Petition zum 8. Mai

5. Mai 2020

Initiative für Online-Petition: „8. Mai zum Feiertag machen!“
                                                                „8. Mai -Tag der Befreiung!“

Initiiert durch die VVN-BdA und Esther Bejarano hat die Online-Petition „8.Mai zum Feiertag machen!“ bereits in wenigen Wochen über 50 000 Unterschriften gesammelt. www.change.org/8Mai   Wir wollen damit zeigen wie vielen Menschen der 8. Mai als bundesweiter Feiertag wichtig ist und fordern die Bundesregierung und alle Landesregierungen auf, die dafür erforderlichen Schritte einzuleiten.

Den 8. Mai endlich zum Feiertag machen

8. Mai -Tag der Befreiung!“

Der 8. Mai ist der „Tag der Befreiung“, der Befreiung vom NS-Regime, der Niederschlagung des Faschismus. Heute mahnt uns der 8.Mai, sich konsequent für unsere Demokratie und eine Gesellschaft einzusetzen, die vielgestaltig und bunt ist und in der braunes, nationalistisches, rassistisches und rechtes Gedankengut keinen Platz mehr haben darf. Wir wollen unser Leben nicht von neonazistischen und fremdenfeindlichen Gedanken vergiften lassen. Wir werden in Celle auch weiterhin diesen Bestrebungen konsequent entgegentreten und uns für den solidarischen und toleranten Zusammenhalt der Gesellschaft einsetzen. Dazu rufen wir alle demokratisch gesinnten Bürgerinnen und Bürger, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Schulen und gesellschaftlichen Gruppen auf.

Für die VVN-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Celle

  1. M., H. St.

Mord an 15jährigem Eziden Arkan Hussein Khalaf

14. April 2020

Der Mord des 15-jährigen Eziden Arkan Hussein Khalaf in Celle
hinterlässt tiefen Schmerz bei der Familie, Freund_innen und macht viele
Menschen fassungslos. Nun braucht es eine ehrliche gesellschaftliche
Aufarbeitung der brutalen Tat, es muss über Rassismus gesprochen werden,
fordern verschiedene Celler Organisationen in einer gemeinsamen Erklärung.

Arkan Hussein Khalaf wurde am Dienstag Abend brutal ermordet. Aus seiner
Heimat dem Şengal flüchtete er 2014 nach dem Völkermord an den Eziden
durch den IS. Wie viele andere suchte er hier Schutz vor Gewalt und
Verfolgung und wurde dennoch am 7. April von einem Deutschen in Celle
ermordet.

Vor diesem Hintergrund hat die Tat unvermeidbar eine politische
Dimension. Sie erinnert an weitere Morde an Menschen mit migrantischen
Hintergrund. Genau deshalb muss in dieser Situation über Rassismus als
eine Motivation für diese tödliche Gewalt gesprochen werden. Auch wenn
es bislang keine Erkenntnisse dafür gibt, dass der Täter Daniel S. ein
organisierter Neonazi war, ist klar, dass er sich zumindest im Internet
mit rassistischen und antisemitischen Gedanken umgeben hat. Unter seinen
Facebook-Freunden befinden sich unter anderem auch Neonazis. Dies
bestätigten Recherchen von Zeit Online, die am Donnerstag veröffentlicht
wurden. Ähnlich wie bei dem Mörder aus Hanau wird eine Mischung aus
rechten Gedankengut und Verschwörungstheorien erkennbar.

Täter rassistischer Verbrechen legitimieren ihre Gewalt, sie suchen
Schuld für gesellschaftliche Missstände bei „den Anderen“. Sie sehen
sich selbst dazu befugt, mit Gewalt oder Mord zu richten.
Die Rechtfertigungen dazu geben den Tätern gesellschaftliche Debatten,
die beispielsweise Geflüchtete für Probleme verantwortlich machen.
Rassismus ist ein tief sitzendes Problem in unserer Gesellschaft.
Rassismus fördert Ungleichbehandlung, Gewalt und Morde. Rassismus wird
von Vielen geschürt, verbreitet und geduldet. Am selben Tag, als Arkan
Hussein Khalaf ermordet wurde, musste ein Syrer in den Medien
stellvertretend als Sündenbock für alle herhalten, die sich nicht an die
Kontaktbeschränkungen halten. So etwas ist keine Ausnahme, sondern
alltäglich.
Nachdem die Meldung vom Mord in Celle veröffentlicht wurde, vermuteten
Kommentar-Schreiber sofort einen „Gast“ als Täter. Nach Meldung einer
deutschen Staatsangehörigkeit wurde sofort nach dem Vornamen gefragt,
erst dann könne man sagen, ob es wirklich ein Deutscher war. Diese
Erwartungen in den Köpfen sind Rassismus!

Die Staatsanwaltschaft vermutet psychische Erkrankungen des Täters
Daniel S. . Das mag sein und widerspricht dennoch nicht der Möglichkeit,
dass es weitere Ursachen für das Gewaltverbrechen gibt, über die wir
sprechen müssen.

In dieser Situation braucht es mehr denn je klare Statements aus Politik
und Gesellschaft: gegen Gewalt, gegen Mord und gegen Rassismus. Es
braucht Einschreiten statt Zusehen und klare Zeichen der Solidarität an
die Familie und Bekannte. Und es braucht ein klares Bekenntnis zu einer
offenen Stadt,  zu einem gleichberechtigten Miteinander – in der es
keinen Platz gibt für Rassismus und Ausgrenzung gibt. Wir fordern eine
gesellschaftliche Aufarbeitung der mörderischen Gewalttat und machen
hiermit einen ersten Schritt.

Unsere Gedanken sind bei der Familie von Arkan Hussein Khalaf, der wir
in diesem Moment und für die kommende Zeit unser Beileid und viel Kraft
senden möchten.

H. St.

9 Stolpersteine in Celle

21. Dezember 2021

Am 9. November 2021 hatte die Kreisvereinigung Celle der VVN-BdA zum Stolpersteinrundgang eingeladen. Es kamen ca. 20 Personen in die Birkenstr. 19, unserer ersten Station bei unserem kleinen Rundgang zu Stolpersteinen im Ortsratsbereich Neustadt/Heese sowie in Wietzenbruch. Eine besondere Würdigung erhielt unsere Begehung durch die Anwesenheit unserer Ortsbürgermeisterin Frau Antoinette Kämpfert.

Unsere VVN-BdA-Mitglieder, einige Mitglieder der Partei DIE LINKE. sowie Menschen aus dem Umfeld des Bunten Hauses waren dabei.

Weitere Videos folgen

Paul Hartmann (Video 1)

Die 2. Station war in Wietzenbruch im Schäferweg 94.

Heinz Taxweiler (Video 2)

Danach ging es wieder in die Heese, in die Hattendorfstr. 121

Wihelm Benecke (Video 3)

Die 4. Station war für Eckart Willumeit in der Caroline-Mathilden-Str. 22 (Video 4)

Bis hierhin erzählte Klaus Meier die Legende der Stolpersteine.

Bei den fünf verlegten Steinen in der Bredenstraße, hat Helga Dralle-Eickenrodt ihre Geschichte berichtet. (Video 5) Station 5 führte uns Helga Dralle-Eickenrodt in die Lebensläufe der fünf nebeneinander liegenden Stolpersteine ein. Diese wurden verlegt für Hermann Müller, Georg Schulz; Ludwig Köhler, Karl Wallis und Otto Lenk, Bredenstr./Ecke Heese.

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