Mord an 15jährigem Eziden Arkan Hussein Khalaf

14. April 2020

Der Mord des 15-jährigen Eziden Arkan Hussein Khalaf in Celle
hinterlässt tiefen Schmerz bei der Familie, Freund_innen und macht viele
Menschen fassungslos. Nun braucht es eine ehrliche gesellschaftliche
Aufarbeitung der brutalen Tat, es muss über Rassismus gesprochen werden,
fordern verschiedene Celler Organisationen in einer gemeinsamen Erklärung.

Arkan Hussein Khalaf wurde am Dienstag Abend brutal ermordet. Aus seiner
Heimat dem Şengal flüchtete er 2014 nach dem Völkermord an den Eziden
durch den IS. Wie viele andere suchte er hier Schutz vor Gewalt und
Verfolgung und wurde dennoch am 7. April von einem Deutschen in Celle
ermordet.

Vor diesem Hintergrund hat die Tat unvermeidbar eine politische
Dimension. Sie erinnert an weitere Morde an Menschen mit migrantischen
Hintergrund. Genau deshalb muss in dieser Situation über Rassismus als
eine Motivation für diese tödliche Gewalt gesprochen werden. Auch wenn
es bislang keine Erkenntnisse dafür gibt, dass der Täter Daniel S. ein
organisierter Neonazi war, ist klar, dass er sich zumindest im Internet
mit rassistischen und antisemitischen Gedanken umgeben hat. Unter seinen
Facebook-Freunden befinden sich unter anderem auch Neonazis. Dies
bestätigten Recherchen von Zeit Online, die am Donnerstag veröffentlicht
wurden. Ähnlich wie bei dem Mörder aus Hanau wird eine Mischung aus
rechten Gedankengut und Verschwörungstheorien erkennbar.

Täter rassistischer Verbrechen legitimieren ihre Gewalt, sie suchen
Schuld für gesellschaftliche Missstände bei „den Anderen“. Sie sehen
sich selbst dazu befugt, mit Gewalt oder Mord zu richten.
Die Rechtfertigungen dazu geben den Tätern gesellschaftliche Debatten,
die beispielsweise Geflüchtete für Probleme verantwortlich machen.
Rassismus ist ein tief sitzendes Problem in unserer Gesellschaft.
Rassismus fördert Ungleichbehandlung, Gewalt und Morde. Rassismus wird
von Vielen geschürt, verbreitet und geduldet. Am selben Tag, als Arkan
Hussein Khalaf ermordet wurde, musste ein Syrer in den Medien
stellvertretend als Sündenbock für alle herhalten, die sich nicht an die
Kontaktbeschränkungen halten. So etwas ist keine Ausnahme, sondern
alltäglich.
Nachdem die Meldung vom Mord in Celle veröffentlicht wurde, vermuteten
Kommentar-Schreiber sofort einen „Gast“ als Täter. Nach Meldung einer
deutschen Staatsangehörigkeit wurde sofort nach dem Vornamen gefragt,
erst dann könne man sagen, ob es wirklich ein Deutscher war. Diese
Erwartungen in den Köpfen sind Rassismus!

Die Staatsanwaltschaft vermutet psychische Erkrankungen des Täters
Daniel S. . Das mag sein und widerspricht dennoch nicht der Möglichkeit,
dass es weitere Ursachen für das Gewaltverbrechen gibt, über die wir
sprechen müssen.

In dieser Situation braucht es mehr denn je klare Statements aus Politik
und Gesellschaft: gegen Gewalt, gegen Mord und gegen Rassismus. Es
braucht Einschreiten statt Zusehen und klare Zeichen der Solidarität an
die Familie und Bekannte. Und es braucht ein klares Bekenntnis zu einer
offenen Stadt,  zu einem gleichberechtigten Miteinander – in der es
keinen Platz gibt für Rassismus und Ausgrenzung gibt. Wir fordern eine
gesellschaftliche Aufarbeitung der mörderischen Gewalttat und machen
hiermit einen ersten Schritt.

Unsere Gedanken sind bei der Familie von Arkan Hussein Khalaf, der wir
in diesem Moment und für die kommende Zeit unser Beileid und viel Kraft
senden möchten.

H. St.